Emotionen gehören nicht in die Arbeitswelt...

…das ist ein weit verbreiteter Glaubenssatz. Emotionen – gerade auch eher negativ behaftete wie Wut, Ärger, Trauer – werden im Arbeitskontext, wenn sie gezeigt werden, gleich als unprofessionell abgestempelt. Warum ist das eigentlich so? Manager sollen „rationale Entscheidungen treffen, die auf Fakten basieren“ und man „soll doch bitte Vernunft walten lassen“. Und vielleicht ist es Euch auch schon aufgefallen, dass es in Teilen gerade die Manager sind, die dieses Verhalten einfordern, die gerne auch mal über den Flur poltern oder in Führungskreisen lautstark ihren Unmut äußern. Wie passt das denn jetzt wieder zusammen? Die einen dürfen nicht und die anderen schon!

 

Über Emotionen gibt es eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien und Veröffentlichungen, doch keine die einen Unterschied hinsichtlich der Äußerung von Emotionen im privaten oder im beruflichen Kontext macht. Wir sind Menschen in beiden Kontexten und Emotionen sind da – ob wir das wollen oder nicht. Aus evolutionärer Sicht gibt es gute Gründe für Emotionen. So bewahrt uns die Angst beispielsweise vor Risiken und Gefahren und die Freude und Zuneigung schafft Möglichkeiten für soziale Verbindungen. Warum sollten wir diese also nicht auch im beruflichen Kontext zeigen dürfen? 

 

Meine Hypothese ist aufgrund der Überforderung des Gegenübers hätten wir gerne ein rein rationales Verhalten oder zumindest keine negativen Emotionen. Positive Emotionen wie Freude, Spass, Dankbarkeit, Stolz dürfen sein, doch die anderen besser nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es uns schwer fällt damit umzugehen – sei es aus Angst den anderen zu verletzen oder weil ich selber eine Überforderung fühle.

 

So bleiben Emotionen oftmals unterdrückt und bleiben auch als negative Schwingungen im Raum, die dann weitere unangenehme Emotionen auslösen können. Dies kann zu einer Belastung und zu einer schlechten Arbeitsatmosphäre in einem Team führen und sich final auf die Kultur der Organisation auswirken. Das ist übrigens durchaus auch schon beim Betreten der Räumlichkeiten spürbar!

Ich arbeite mittlerweile sehr gerne mit Emotionen und nutze diese bewusst als Potential. So versuche ich die gezeigten Gefühle zu begrüßen und sichtbar und besprechbar zu machen. Denn wenn sich Emotionen zeigen, dann kann ich darauf eingehen und mit ihnen arbeiten. So lassen sie sich gerade in Teams gut nutzen für vertrauensbildende Maßnahmen.

Es ist für mich keine Frage, ob das Zeigen von Gefühlen unprofessionell ist. Es ist wichtig damit professionell umzugehen: es geht darum Emotionen wahrzunehmen, zu akzeptieren, zu versuchen zu verstehen und dann damit konstruktiv umzugehen und wenn es passend ist die Potentiale, die darin verborgen liegen, auch zu nutzen.

Wie haltet Ihr es mit Emotionen bei der Arbeit? Wie erlebt Ihr das in Eurem Arbeitsumfeld?

Und wenn Ihr noch Lust auf meine eigene sehr persönliche Erfahrung zum Thema ´Emotionen am Arbeitsplatz´ habt, dann könnt Ihr hier lesen wie ich innerhalb von einer Stunde zwei komplett unterschiedliche Reaktionen von Führungskräften dazu erlebt habe…

 

 

Hier nun meine ganz eigene Erfahrung mit dem Thema ´Emotionen am Arbeitsplatz´. Eine Geschichte, die mich nach mehr als zehn Jahren immer noch bewegt…

 

Meine Erfahrung im Umgang mit meiner Trauer…

 

Bei einem meiner früheren Arbeitgeber war ich verantwortlich für ein Großprojekt, das für den Unternehmenserfolg eine gewisse Relevanz hatte. Es stand eine wichtige Präsentation beim Kunden an, bei der es um weitere Investitionen in Millionenhöhe ging. Ich sollte einen Teil der Präsentation halten und bereitete mich seit Tagen darauf vor. 2 Tage vor diesem wichtigen Termin, fand ich am Abend eine schockierende Nachricht auf dem Anrufbeantworter vor: eine sehr gute Freundin ist tödlich bei einem Lawinenabgang verunglückt. Ein plötzlicher Tod, der so unerwartet kam und mich geschockt zurückließ. Ich dachte am nächsten Tag, dass die Arbeit eine gute Ablenkung wäre und bereitete mich weiter gemeinsam mit meinem Team auf die Präsentation vor. Doch ich war geistig nicht anwesend. Meine Gedanken schweiften ab zur Familie der Freundin, zu ihrem Partner zu den anderen Freunden. Ich war in tiefer Trauer. Ich erzählte meinem Team davon und machte es öffentlich, da mir mein Team das an meinen roten Augen und meinem Verhalten ansah – ich hätte ihnen ohnehin nichts vormachen können. An der einfühlsamen Reaktion der Teammitglieder und der nun stärker werdenden Trauer bei mir merkte ich auch, dass es keine gute Idee war, die Präsentation am Tag darauf zu halten. Spontan erklärte sich auch ein Kollege bereit die Präsentation zu halten und mich zu vertreten.

Ich suchte anschließend das Gespräch mit meinem Vorgesetzten und informierte ihn darüber, dass ich mental nicht in der Lage bin die Präsentation zu halten. Ich erläuterte ihm die Hintergründe und die Möglichkeit der Vertretung, doch seine Reaktion war für mich unerwartet und enttäuschend zugleich. Er sagte „…entweder Du meldest Dich krank und bist dann nicht hier in der Arbeit oder aber Du bist hier und dann musst Du funktionieren. Ich erwarte von Dir, dass Du die Präsentation hältst.“ Ich wusste in diesem Moment nicht wie ich reagieren sollte und verließ konsterniert sein Büro. Auf dem Weg zurück an meinen Arbeitsplatz traf ich den für meine Einheit verantwortlichen Bereichsleiter, der mir wohl ansah, dass es mir nicht gut ging. Er bat mich zu sich in sein Büro, fragte was mit mir los sei und ich erzählte ihm die Geschichte und offenbarte ihm meine Emotionen. Er hörte zu, sprach sein Verständnis und seine Anteilnahme aus und fragte mich, was mir nun gut tun würde. Ich erklärte ihm die Situation mit der Erwartungshaltung meiner Führungskraft die Präsentation zu halten und dass ich noch nicht wüsste, ob ich das morgen überhaupt schaffe. Er dachte kurz nach und schlug dann vor, dass er mich am Tag darauf bei dem Meeting entschuldigen wird wegen eines Trauerfalls und dass mein Vertreter die Präsentation übernimmt und er bei Bedarf unterstützen könnte (er wäre als Teilnehmer ohnehin dabei gewesen). Ich nahm seinen Vorschlag an. 

Ich kann mich heute nach Jahren nicht mehr genau erinnern mit welchem Gefühlsmix ich aus seinem Büro ging und anschließend nach Hause fuhr. Ich kann nur sagen, dass seit diesem Erlebnis die Beziehung zu ihm eine sehr vertrauensvolle war und wir noch gemeinsam das ein oder andere Projekt erfolgreich gestalten konnten.

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