Hast Du schon mal gesagt, dass es in der Firma wie im Kindergarten ist? Dass sich Deine Kollegen in mancher Situation wie trotzige Kinder oder wütende Streithähne verhalten. Dann lies einfach weiter und Du wirst sehen: Führung ist wie Kindererziehung!
Dass es zwischen den beiden Themenbereichen ganz viele Parallelen gibt liegt natürlich auf der Hand: es geht um Menschen! Und in jedem von uns wirken noch die Glaubenssätze, die Verhaltensmuster und Motivatoren, mit denen wir bereits in unserer Kindheit zu tun hatten. Und auch so im Elternhaus, Kindergarten, Verein, Musikschule, etc. und in der Schule sozialisiert wurden.
Um das nun alles etwas plakativer zu gestalten und auch für diejenigen unter Euch nachvollziehbarer zu schreiben, die keine Kinder haben, habe ich etwas aus den Tipps & Tricks eines Erziehungsratgebers (in kursiv hinterlegt; Quelle: www.familie.de) abgekupfert und ergänze es mit Beispielen aus meiner Erfahrungswelt – sowohl vom Arbeitsplatz als auch von daheim.
Konsequenz
Wenn ihr eure tollen Erziehungsansätze immer wieder selbst unterlauft, weil es schnell gehen muss oder einfacher erscheint, werdet ihr sehen, dass sie nicht so wirken, wie sie sollten. Denn euer Nachwuchs nimmt euch dann weniger ernst, wenn es um konkrete Aufforderungen geht.
Das können wir gerade als Führungskraft immer wieder feststellen. Wenn wir von unseren eigenen meistens wohl überlegten Vorbereitungen, Vorsätzen und Grundvorstellungen abweichen – selbst wenn es gut gemeint ist oder eine vermeintliche zeitliche Einsparung mit sich bringt – kommen wir an den Verlust der Wirkung.
Auch ein weiterer Aspekt, den ich an dieser Stelle nicht unterschlagen möchte ist es, wenn mehrere Menschen beteiligt sind und das Handeln beobachten können. In einer Familie mit mehreren Kindern wird immer ganz genau beobachtet wie in einer vergleichbaren Situation mit dem Geschwisterchen umgegangen wird. Gerechtigkeit und Fairness sind hier die Werte, die auch im geschäftlichen Kontext eine große Rolle spielen.
Kommunikation
Klare Ansagen, klare Grenzen und Konsequenzen. Das ist nicht lieblos, sondern hilft euren Kindern, sich zu orientieren.
Sicherlich erinnert Ihr Euch auch an Situationen, wo Ihr - wie ich damals - noch relativ unerfahren in der Führungsarbeit wart. Situationen, in denen Ihr versucht habt, es allen recht zu machen. So habe ich Botschaften, in denen es hilfreich gewesen wäre, sie klar und deutlich zu formulieren, weichgespült oder habe die möglichen Konsequenzen nicht transparent gemacht. Das war in dem Moment vielleicht harmonischer und der Weg des geringeren Widerstands, aber mittel- bis langfristig hat sich das meistens in Form von Spannungen in der Gruppe und Verschlechterung der Beziehungen gezeigt.
Vorbildfunktion
Ihr seid das Vorbild, ob ihr wollt oder nicht. Eure Kinder schauen sich ihr Verhalten von euch ab. Von ihnen etwas zu verlangen, was ihr nicht auch selber macht, lässt sich schwer durchsetzen.
Wenn Ihr nicht wollt, dass Eure Kinder den ganzen Tag vertieft in das Smartphone sind, dann solltet Ihr das genauso wenig tun. Das leuchtet den meisten von uns noch ein! Bzw. wir werden direkt daran erinnert: „Aber Papa, Du guckst doch auch die ganze Zeit in Dein Tablet!“ Aber in der Arbeitswelt haben wir oftmals nicht diese direkte Resonanz, da sich unsere Mitarbeiter evtl. aus Angst vor Konsequenzen nicht trauen uns den Spiegel vorzuhalten. Wenn ich als Führungskraft beispielsweise ein Veränderungsprojekt ankündige oder eine Transformation starte, scheint es dann nicht mehr so klar. Von den eigenen Mitarbeitern wird ein verändertes Verhalten erwartet, manchmal geradezu eingefordert, doch ich selbst als Führungskraft lebe es nicht vor. Veränderung kann man nicht verordnen – Veränderung fängt bei einem selbst an. Und ihr werdet sehen es verändert sich etwas wenn Ihr anfangt.
Hört zu
Eure Kinder sollten immer das Gefühl haben, dass ihr ihre Sorgen und Nöte ernst nehmt. Das gilt besonders für ältere Kinder und Teenager.
Zu diesem Punkt habe ich vor kurzem meinen Blog-Artikel „Einfach mal den Schnabel halten“ veröffentlicht. Wer etwas lernen möchte, muss zuhören. Und das Schweigen auch mal aushalten können.
Viel loben
Positives Verhalten zu bestärken, statt negatives Verhalten zu bestrafen, hat sich bewährt.
Ich mag diesen Tipp! Seit ein paar Jahren versuche ich ganz bewusst meine aber auch die Stärken anderer zu stärken. Mir hat es nach jahrelanger anders orientierter Sozialisierung gutgetan, mir meiner Stärken bewusst zu werden. Was ich schon immer nicht gut konnte, habe ich in allen Einrichtungen wie Kindergarten, Schule und auch im Elternhaus und dann eben später auch im Berufsleben lange genug erfahren. Der Fokus lag und liegt meines Erachtens auch heute noch viel zu stark auf unseren Defiziten. Und darauf wie wir diese beheben können, um möglichst kompletter und vermeintlich stärker zu werden. Vielleicht sind wir aber schon stark genug?! Ich sage nicht, dass man sich seiner Schwächen nicht bewusst sein sollte, aber der Fokus sollte eben bei den positiven, den starkmachenden Eigenschaften und Dingen liegen.
Ruhe bewahren
Atmen, ein Glas Wasser trinken und sich dann wieder der Situation stellen, hilft dir, bessere Lösungen zu finden.
Ich glaube wir haben alle im Berufsleben schon beobachten dürfen, wie jemand aus dem sprichwörtlichen Rahmen gefallen ist und aufbrausend, laut und ungehalten war. Was uns dann sicherlich nicht als erstes in den Kopf kam, war, dass diese Person souverän und professionell agiert und die Situation im Griff hat. An die eigene Nase gefasst bedeutet das, die innere Unruhe aushalten, nach außen hin kurz sprachlos sein und kurz aus der Situation flüchten ist absolut erlaubt. Allerdings ist es für Dein Gegenüber hilfreich, wenn Du das kurz beschreibst (siehe Tipp Nummer 7) und diese „Pause“ ankündigst. Zum Beispiel mit einem Satz wie „ich muss mal kurz durchatmen“ oder „darüber muss ich erstmal nachdenken“ anstatt gleich loszufeuern.
Redet
Haltet den Kontakt, sprecht über Gefühle und bestraft nicht mit Schweigen.
Die größte Wirkung erzielt man bei mir mit Ignoranz – ich könnte auch sagen, man straft mich mit Ignoranz am härtesten. Und so geht es auch vielen unserer Kolleginnen und Kollegen wenn Ihr als Führungskraft wie unter Nummer 6 der Erziehungs-Tipps einfach kommentarlos aus der Situation verschwindet. Oder auch keine Reaktion zeigt. Ich erwarte nicht, dass jeder gleich dazu in der Lage sein muss, in einem spannungsgeladenen Moment über seine Gefühle zu sprechen, aber eine zeitnahe Resonanz oder auch Erklärung für das Verhalten ist sehr hilfreich. Wenn einem das verbale Äußern von Gefühlen schwerfällt, kann man beispielsweise auch anfangen über Mimik den Kontakt mit seinem Gegenüber zu halten oder man kann mit Übungen an der Verbalisierung von Emotionen arbeiten.
Holt euch Unterstützung
Wenn ihr euch überfordert fühlt, ist es ein Zeichen von Stärke zu sagen, dass ihr Hilfe braucht, sei es von Freunden oder von professioneller Seite.
Es ist für mich kein Eingestehen von Schwäche, wenn ich als Führungskraft nicht auf alles – vor allem nicht auf Sach- und Fachfragen – eine Antwort habe. Im Gegenteil, zu wissen, wann ich mir einen Rat einer Kollegin oder Kollegen einhole und ihn oder sie an der Problemlösung beteilige oder auch öffentlich zu bekennen die Lösung nicht zu wissen, zeugt von wahrer Größe. Idealerweise sollte eine der Kernkompetenzen von Führungskräften ohnehin das Zusammenbringen und Orchestrieren von Menschen mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Stärken sein, um dann gemeinsam das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Und wenn Ihr als Führungskraft für ein fachliches Thema verantwortlich seid, dann braucht Ihr auch nicht die Bühne für Euch alleine, da man Euch den Erfolg ohnehin für das Thema zuschreibt. Und gemeinsam Erfolge feiern ist viel schöner, oder?!
Ich bin überzeugt davon, dass Ihr das ein oder andere gefunden habt, das Euch auch im beruflichen Alltag im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen weiterhelfen wird. In den Zeiten, in denen wir umgeben sind von vielen Veränderungen und dem schnelllebigen Wandel in der Lebens- und Arbeitswelt brauchen wir alle etwas Orientierung. Führung kann dieses Vakuum an Orientierung füllen. Sie sollte aus meiner Sicht – um nochmal an die Tipps aus dem Erziehungsratgeber anzuschließen – berechenbar, glaubwürdig, nachvollziehbar und auch einladend und nahbar sein.
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